Nochmal „Animal Hoarding“ ( Tiere sammeln )!!
auf grund der vielen mails mit zusätzlichen Fragen über „Tiersammelsucht“ habe ich noch einen sehr sehr guten Artikel in der Bild-online gefunden!! Jawohl in der Bild und den TV-Beitrag dazu gab es vor ca. 2 Wochen – leider nachts auf VOX!!
Wie gesagt, ich kann und will nach den letzten Wochen überhaupt keine Partei für diese Menschen ergreifen, aber ich versuche ( mit wenig Erfolg ) zu verstehen – warum soetwas immer häufiger vorkommt und viele von uns wegschauen!!
Wie gefährlich ist „Animal Hoarding“?
Wer mit mehr als 1500 Vögeln in einer Wohnung lebt oder keinen Überblick mehr über die Anzahl seiner Katzen hat, bei wem sich Hunde-Exkremente knöchelhoch im Wohnzimmer türmen, der leidet unter dem „Animal Hoarding“-Syndrom (engl. für Tierhorter).
Bei dieser psychischen Störung sammeln die Betroffenen Tiere – entweder aus Mitleid, zu Zuchtzwecken oder aus Angst vor Einsamkeit. Immer wieder werden solche Fälle in Deutschland bekannt (siehe oben) – in den USA wird eine Zahl von 1000 Fällen pro Jahr genannt.
Folge: Die Tiere vermehren sich rasant, der „Tiermessie“ verliert den Überblick über die genaue Anzahl.
Ein Teufelskreis beginnt, denn schnell fehlt es an genügend Futter, Wasser, Hygiene und (tierärzlicher) Pflege. Die Wohnung verdreckt und der Betroffene schreckt aus Scham davor zurück, sich Hilfe zu holen.
Der „Animal Hoarder“ liebt seine Tiere sprichwörtlich zu Tode. Er merkt nicht, welch unsägliches Leid er ihnen zufügt – oft liegen tote, teilweise skelettierte Tiere unbemerkt wochenlang in der Wohnung.
Erst der Verwesungsgeruch lässt Nachbarn stutzig werden – die Tiere werden dann in oft tagelang andauernden Rettungsaktionen von der Veterinärbehörde aus den völlig verdreckten Wohnungen gerettet. Zurück bleibt ein Tierhorter ohne Tiere – psychisch labil und der einzigen Aufgabe beraubt, die er hatte (und die er doch nicht erfüllen konnte).
Aber die Rettungsaktionen sind dringend nötig – denn „Animal Hoarding“ ist nicht nur eine psychische Störung, sondern auch ein grober Verstoß gegen das Tierseuchengesetz.
Durch die mit Kot und Urin verdreckten Zimmer können Atemwegsinfektionen entstehen. Außerdem besteht Brandgefahr durch die gefährlich hohen Konzentrationen von Ammoniak, die von den sich zersetzenden Tierkadavern ausgehen.
Nicht alle Tierhorter handeln aus den gleichen Gründen: Laut dem Deutschen Tierschutzbund unterscheidet man vier verschiedene Typen:
Er ist introvertiert und sozial isoliert und will sich wirklich um die Tiere kümmern, da diese für ihn einen höheren Stellenwert als Menschen haben. Allerdings kann er entstehende Probleme nicht lösen, alles wächst ihm über den Kopf. Die Tiere vermehren sich ohne sein aktives Eingreifen. Obwohl ihm die Probleme bekannt sind, spielt er sie anderen gegenüber herunter.
Er ist nicht unbedingt sozial isoliert, sondern sammelt aktiv und ist sich der wachsenden Anzahl bewusst. Allerdings tut er nichts dagegen, da er denkt, dass die Tiere es nur bei ihm gut haben. Er kann kein Tier ablehnen und – resultierend aus seiner eigenen Todesangst – auch kein Tier einschläfern lassen. Er meidet Autoritäten und ignoriert jegliche Anweisungen seitens der Behörden.
Er schafft sich Tiere an, um sie zu züchten, auszustellen und zu verkaufen. Allerdings verkauft er nur wenige oder gar keine Tiere, diese vermehren sich und er verliert den Überblick über seinen Bestand.
Er ist selbstbewusst, rhetorisch begabt, narzisstisch und ein guter Schauspieler, weshalb er die Behörden gekonnt in die Irre führen kann. Er schafft sich Tiere aus egoistischen Gründen an, hat aber Schuldgefühle oder Mitgefühl ihnen gegenüber.
Was treibt „Animal Hoarder“ zu ihrem Verhalten? Und was geschieht mit ihrer Psyche, wenn ihnen die Tiere weggenommen werden? BILD.de sprach mit Psychologe Dr. Elmar Basse aus Hamburg:
Was ist die Ursache des „Animal Hoarding“-Syndroms?
Basse: „Einsamkeit und Tierliebe, gepaart mit einer Tendenz zum Sammeln und auch zeitliche Flexibilität (wie etwa bei Arbeitslosigkeit oder Rente). Hat der Mensch kein sehr stabiles Selbstbewusstsein, das es ihm erlaubt, Grenzen zu setzen, entwickelt der Prozess eine Eigendynamik und wächst dem Betroffenen über den Kopf.“
Basse: „Soziale Isolation. Diese entsteht daraus, dass die Betroffenen sich bewusst sind, dass sie auf wenig Verständnis stoßen, ihre Leidenschaft verheimlichen, keine Gäste mehr einladen. Schrittweise verliert der Betroffene soziale Kompetenzen, also die Fähigkeit, mit anderen verträglich umzugehen.“
Was kann passieren, wenn man Betroffenen die Tiere wegnimmt?
Basse:„ Einfach wegnehmen ist problematisch, weil die Betroffenen durch den Umgang mit den Tieren ihr Bedürfnis nach Kontakt befriedigen. Der Verlust der Tiere erzeugt dann Leerstellen in der Psyche. Therapeutisch ist es wichtig, dieses Bedürfnis auf eine andere Weise zu befriedigen – also etwa es auf einige wenige Tiere beschränken zu lernen, mit diesen aber intensiver umzugehen, oder das Bedürfnis vom Tier zurück auf Menschen zu lenken.“
Wieso erkennen Betroffene die Verwahrlosung und Qual der Tiere nicht?
Basse: „Sie sind realitätsfern, das bewusste Ich hat sich quasi verflüchtigt. Die Betroffenen erleben es eher so, als ob etwas mit ihnen geschieht, anstatt dass sie sagen: Ich entscheide mich, so oder anders zu handeln.“
Wie sollen Sie sich Angehörige verhalten?
Basse: „Falls es Angehörige und Freunde gibt, sollten diese Verständnis zeigen, ohne das Problem runterzuspielen.“ Tipp: Melden Sie den Fall sofort der zuständigen Veterinärbehörde und sorgen sie für psychologisch-therapeutische Betreuung des Betroffenen – während die Tiere abtransportiert werden und auch danach.
Hier noch etwas Statistik:
76 Prozent der Betroffenen sind Frauen!
46 Prozent sind über 60 Jahre alt!
Mehr als 50 Prozent leben allein!
Knapp 60 Prozent sind sich des Problems nicht bewusst!
Die am häufigsten betroffenen Tierarten sind Hunde (65 Prozent) und Katzen (60 Prozent)!
Im Schnitt leben bei jedem Tiermessie 39 Tiere!
In 69 Prozent der Fälle ist der Boden der Wohnung mit Exkrementen bedeckt; bei einem Viertel der Fälle sogar das Bett des Hoarders!
In 80 Prozent der Fälle gibt es kranke und tote Tiere!
(Quelle: Patronek G., Hoarding of animals: an underrecognized public health problem. Public Health Report 114:81-87,1999).
( Quelle: Gesamtartikel / Bildzeitung vom 24.2.09 Tier-Messies )
Bitte zeigt Tierquälerei in jeder Form (Prügel, Hunger, Massenhaltung ect.) bei der Polizei und dem zuständigen Veterinäramt an!! Ohne unsere Stimme kann und wird den Tieren nicht geholfen!!
(Quelle/Fotos: Google/ Animal-Hoarding)